Die Faszination vergebener Männer

Letztens hat eine Freundin von mir wieder mal so eine 20er Jahre „Great Gatsby“-Party gemacht. Da haben wir dann Erdbeersekt schlürfend im Cocktailkleidchen und Smoking über oberflächliche und tiefgründige Themen geschnattert und philosophiert und waren ganz retro so drauf. Alles super. In meinem Freundeskreis gibt es viele Singles aber eben auch viele Paare und da ich ja weiß, dass jeder eigentlich gerne über sich redet und ich gerne die Kommunikation anregen wollte, hab ich dann eine Freundin gefragt wie sie und ihr Freund sich eigentlich kennen gelernt haben. Das fing dann ganz unkompliziert an und -so wie Paare das eben gerne machen- wurde im Pingpong-Stiel zum Besten gegeben wer denn jetzt wen geküsst hat, sich zuerst verliebt hat, wie der erste Eindruck war und Tatatata. Fand ich alles super und habe mit meinen Fakewimpern klimpernd der Märchengeschichte der zwei Turteltäubchen gelauscht. Liebesgeschichten von anderen finde ich immer spannend und sweet und da ich ja auch gerne mein Umfeld mit den Infos zu meinem Liebesleben penetriere, dürfen andere gerne auch mal ihre Entstehungsgeschichte erzählen. Ich hab also aufmerksam und interessiert gelauscht. Und so hab ich mich auch nur fast verschluckt als er dann meinte er wäre, als die zwei sich verliebt hätten noch verlobt gewesen mit einer Anderen die er ansonsten 3 Monate später geheiratet hätte. Die Details lass ich weg aber meine Freundin meinte dann noch die hätte Angst gehabt, dass ihr Freund, nennen wir ihn Torben, also der Torben sich nicht trennen würde, weil das hätte sie ja schon so oft erlebt mit den ganzen Arschlöchern. Immer sagen sie zu sich von der Freundin zu trennen und tun es dann nicht!

Der Bad Boy

Aaaach ja, der Bad Boy. Attraktiv, gefährlich, sexy, böse und ganz ganz schlecht für einen aber man kann sich ihm nicht widersetzen, denn er ist ja so so heiss und knaggig. Unter einem klassischen Bad Boy verstehen wir einen „Player“, einen der viel und gerne rumflirtet und sich einfach nicht so recht binden und festlegen will. Blöd. Dabei wäre es ja so schön, einen Mann der jede andere Frau scheiße und respektlos behandelt davon zu überzeugen dass man ja die eine für ihn ist. Für die er sich dann endlich mal so 100% ändert und das, weil man einfach super duper toll und ein echtes „keeper“-mädchen ist. Einen der vielleicht eine extrem beschissene Persönlichkeit hat mit denkwürdigen und egoistischen Charakterzügen aber auch eine dunkle, geheimnisvolle und mysteriöse Vergangenheit die den armen dazu gebracht hat heute ganz große Probleme mit menschlichen Beziehungen zu führen und so. Binden fällt dem Bad Boy schwer, denn da wo andere ein Herz haben findet er nur ein schwarzes Loch voller Leere, was eben nur die „Richtige“ zu füllen vermag. Gelingt einer Frau diese Krux hat sie nicht nur ihren Lebensinhalt gefunden, nämlich endlich einen Mann zu finden, sondern sogar eine Rarität ergattert: Nämlich einen Bad Boy gezähmt. Dann weiß sie endlich, dass sie tatsächlich etwas wert ist, weil ja der böse Bub bereit ist für sie alles umzuwerfen und nun ganz ihr gehört. Der eiskalte Herzensbrecher wurde gefunden, gefangen, geschmolzen und wird nun gefügig gemacht. Mensch, dass ist ja so romantisch!

Meine Freundin

Meine Freundin ist von dem wie ich sie kenne, ein sehr lieber und witziger Mensch. Viel haben wir nicht miteinander zu tun, uns verbindet die gemeinsame Uni, gemeinsame Freunde und Projekte. Ich mag sie sehr und war ehrlich überrascht und auch ein wenig geschockt von ihren Aussagen. „Endlich mal einer, der sich dann wirklich trennt“ – wie viele Männer gab es denn bitte die sich nicht getrennt haben? Ist das Daten von vergebenen Männern den tatsächlich so spaßig, dass man es bereitwillig mehr als einmal macht? Ein toller Mann der vergeben ist war sicherlich schon einmal ein Bummer für die meisten Frauen – ich habe sicherlich auch schon Männer kennen gelernt die eben vergeben waren und war enttäuscht, als ich das erfahren habe. Kam sicher mal vor. Die Frage ist aber doch: Wie gehen wir damit um?

Der vergebene Bad Boy

Der vergebene Bad Boy ist eine Weiterentwicklung oder wie eine 2. Ableitung des „normales“ Bad Boys. Ähnlich wie die Mathematik sind auch die vergebenen Bad Boys ätzend und nerven mich. Der vergebene Bad Boy ist einfach ne harte Nummer und für mich der König der Douchebags. Flirten, Shakern und Hoffnungen verteilen -und zwar so frequentiell wie der Briefträger die Post- ist auf der Tagesordnung und für mich ein NO-GO. Tatsächlich und leider bleibt es dann oft nicht bei harmlosen Flirtereien sondern dann *ups* passiert doch mal etwas mehr und was mit Trockensex auf der Tanzfläche beginnt endet nicht selten in Affairen, Lügereien und vielen, vielen Tränen. Da ich natürlich als Feministin versuche stets genderfair zu handeln gilt selbiges natürlich ze-other-way-round. Frauen die vergebene Bad Girls sind finde ich equally-retarded. Bad Boys finde ich jedenfalls extrem behindert und vergebene sind in meinen Augen einfach nur überflüssig. Das wird ja auch offen kommuniziert, dass die scheiße sind aber im Endeffekt springen die Ladies dann doch mit denen in die Kiste „Ich dahahaaachte der ändert sich für mich buhuuuuuu“ schniefen sie dann und „Ich dachtttee das wääähhhäre was besonderes mit uns buhuuu“ – ich breche. Was mich an diesem ganzen Verhalten aufregt sind nicht nur die Bad Boys, sondern vor allem diese selbstbezogenen, inkonsequenten und peinlichen Frauen. Aus zwei Gründen ärgere ich mich über sie: Als erstes halte ich sie für dumm und würdelos weil sie sich auf etwas einlassen was von Anfang an zum scheitern verurteilt ist. Ich verurteile keine Beziehungen bei der sich zwei Menschen unter schwierigen Bedingungen verliebt haben, das ist für mich was anderes. Wenn sich zwei lieben und die Gesellschaft (z.B. Homosexuelle) oder die Familien (Romeo & Julia) oder oder oder Stolpersteine darstellen bin ich immer dafür, dass man um seine Liebe kämpfen sollte! Also nicht falsch verstehen. Aber dafür sollten sich eben beide lieben und nicht nur einer. Und wie das tolle Buch „Er steht einfach nicht auf Dich“ super erkannt hat sollte eine Frau eben endlich mal checken das ein Mann der dubiose Signale was den Stand der potentiellen Beziehung abgibt einfach mal nicht der Richtige sein kann. Wenn man interpretieren und kryptische Zeichen lesen und verstehen muss nur um eh alles zwanghaft so zu deuten dass der einen doch wohl liebt nur es selbst nicht so richtig gecheckt hat dann ist das ignorant und selbstzerstörerisch.

Oder wie seht Ihr das? Muss Liebe zwanghaft kompliziert sein? Oder dürfen wir auch mal glücklich sein ohne Anderen direkt das Glück stibitzen zu müssen?

In diesem Sinne,

-Nele

2 Gedanken zu “Die Faszination vergebener Männer

  1. Du sprichst mir aus der Seele!
    Dein Beitrag ist wirklich toll und bringt es 100 % auf den Punkt.
    Einige meiner Freundinnen sind auch so naiv und „peinlich“ und fallen auf jeden Kerl rein. Jedes Mal werden sie enttäuscht, aber die rosa Rote Brille rutscht nicht vom Kopf!
    „Würdelos“ ist auch ganz ehrlich das richtige Wort. Sie machen sich selbst runter, obwohl sie etwas besseres verdient haben und rennen den im besten Fall den Kerl noch ewig und 3 Tage hinterher.

    Ganz ehrlich, ich stehe eher auf das unkomplizierte. Ich stand mit jungen Jahren auf diese typischen Bad Boys, aber zum Glück bin ich recht schnell aufgewacht und denke mir jetzt nicht mehr „der ist so heiß. Aber ein Arsch. Aber bestimmt ändert er sich für mich!“ Nein. Das war meine Einstellung mit 16.
    Ein netter Kerl macht einen glücklicher, als einer bei dem man gar nicht weiß wo man dran ist, was wieder mal sein Problem ist, ob er anderen Frauen sonst wohin schaut.

    Gefällt 1 Person

    1. hey Aerina, freut mich sehr Dir aus der Seele zu sprechen! Diese Freundinnen kenne ich zu gut und es bringt einen an den Rand des Nervenzusammenbruchs nicht auszuflippen, sie wild zu schütteln und eines besseren zu belehrten. Tatsächlich habe ich mich von diesen Freundinnen weitesgehend getrennt. Einfach weil sich der Egoismus (der verheiratete Mann verliebt sich sicher irgendwann in mich!) auf andere Bereiche ausweitet. Ich bin lieber mit starken und guten Menschen befreundet. Menschen von denen ich was lernen kann. Gute Menschen sind gut, schlechte schlecht. Wer das verinnerlicht hat bessere Freunde und Liebhaber. Auf hoffentlich bald!!! Deine Nele

      Like

Hinterlasse einen Kommentar